2006-04-18

Der Kurier ortet böswillige, oststeirische Bürgermeister :-)


Im Artikel „Frühjahrsputz im Kompetenz-Wirrwar“ (Online-Ausgabe, Artikel vom 17. April 2006, http://www.kurier.at/oesterreich/1340969.php) schreibt der Kurier :

„Der notwendige Ausbau der Infrastruktur scheitert oft an der undurchsichtigen Kompetenz-Aufteilung zwischen den Behörden. Vor allem Entscheidungen im Bereich der Flächenwidmung durch die Gemeinden behindern vorrangige Projekte. Der Bau der 380-kV-Leitung in der Steiermark gilt als Musterbeispiel dafür, wie die Strom-Versorgung ganzer Bundesländer durch Widmungen einzelner Bürgermeister torpediert werden kann.“


Tatsache ist allerdings :

1.) Der Widerstand gegen dieses Projekt teilt sich in 2 Lager, die Gemeinden bzw. Bürgermeister und die 18 Bürgerinitiativen mit insgesamt mehr als 10.000 UnterstützerInnen


2.) Im Zuge der Umweltverträglichkeitsprüfung sind 3 Fachbereiche (letzterer dezidiert) als nicht umweltverträglich erkannt worden : die regionale Raumplanung, die überregionale Raumplanung und das Landschaftsbild. Das heißt aber nicht, dass seitens der Projektgegner nicht noch zahlreiche andere Bereiche als nicht umweltverträglich angesehen und daher beeinsprucht werden. Ob gerechtfertigt oder nicht, entscheidet derzeit der Umweltsenat. Dass die steirische Landesregierung aus diesen negativen Gutachten einen positiven Baubescheid zurechtgezimmert hat, erinnert einmal mehr an das Projekt Spielberg (in informierten Kreisen wird die 380kV – Leitung bereits als Projekt Spielberg II gehandelt).


3.) Die Oststeiermark ist – wie zahlreiche andere Gebiete in Österreich – stark zersiedelt. Dies ist ein historisch gewachsener Mangel in der Raumplanung und keine Bösartigkeit einzelner Bürgermeister, wie es im Artikel dargestellt wird. Wenn die Verbund / APG ein Projekt einreicht, welches wenige Meter an Liegenschaften und Bauernhöfen vorbeiführt, die dort bereits seit Jahrhunderten bestehen, dann ist das kein Bürgermeister-Torpedo, sondern ein Grund für die fehlende Akzeptanz der Bevölkerung und ein Hinweis auf den hohen volkswirtschaftlichen Schaden, der den Anrainern einer Freileitung erwachsen würde (welcher übrigens in keinster Weise abgegolten werden würde).


4.) Die Stromversorgung ganzer Bundesländer hängt nicht an diesem Leitungsprojekt. Es dient vornehmlich dem Stromtransit von Tschechien und der Slowakei nach Südeuropa. Durch den Wegfall von Erzeugungskapazitäten in Kärnten und der Steiermark (z.B. der verfrühten Schließung vom Kraftwerk Voitsberg) entsteht ein Erzeugungsdefizit, der aber durch andere Maßnahmen durchaus kompensierbar ist. Die 380kV – Freileitung stellt die billigste, umweltunverträglichste und am wenigsten akzeptable Variante dar.

Vielleicht repariert der Kurier diesen "Schnitzer" in einer seiner nächsten Meldungen zum Thema ? Wir bleiben dran !

2006-04-10

Die Kabelindustrie wartet auf Versorgungskrise

Ganz interessant, wie Günther Brauner, Leiter des Instituts für elektrische Anlagen und Energiewirtschaft der TU Wien die Sache sieht :

"Das eigentliche Problem (Anm. : bei Erdkabeln) ist die Wärmeabfuhr", so Brauner. "Da es sich beim 380-kV-Ring um eine Transitstrecke und nicht Verbraucherzuführung handle, könne bei Überlastung nicht einfach abgedreht werden."

Was die Verbund AG immer standhaft leugnet, wird hier einmal mehr von offizieller Seite bestätigt : Es handelt sich um eine Transitleitung, die nötig ist, weil die italienischen (Atom-)Kraftwerke dummerweise in Tschechien oder der Slowakei stehen.

Und dafür sollen Oststeirer vor Gericht gezwungen werden, ihre Grundstücke zur Verfügung zu stellen, die seit Generationen in Familienbesitz sind und vielfach eine wertvolle Kulturlandschaft darstellen ? Sicher nicht.

Im Übrigen ist bei Enteignungsverfahren - konkret die sog. Einräumung der Zwangsdienstbarkeit - ein öffentliches Interesse nachzuweisen. Man darf gespannt sein, wie hierbei ein öffentliches Interesse der Italiener zu bewerten ist, die anstelle im eigenen Land Kraftwerke zu bauen, lieber den Strom über die Köpfe der Oststeirer hinweg beziehen wollen.

Öffentliches Interesse heisst nicht Profitinteresse der APG ! Unter "öffentliches Interesse" könnte man eventuell eine (leicht zu verkabelnde) 110 kV - Anbindung der Oststeiermark gelten lassen, aber sicher nicht eine Leitung, die zu 90 % dem Stromtransit dient.

2006-04-05

Umweltlandesrat Wegscheider baut vor ;-)


"Umwelt-Landesrat Manfred Wegscheider hat den Antrag auf Förderung zur „Vorprüfung einer alternativen kabelfähigen Trassen-Variante“ in die heutige Regierungssitzung eingebracht. Sein Antrag unterstützt damit auch die „Gemeindeinitiative gegen den geplanten Bau der 380kV-Leitung“, zu der sich die betroffenen „380kV-Gemeinden“ in der Oststeiermark zusammengeschlossen haben. "

Offenbar erkennt auch die Politik, dass es besser sein wird, ein As im Ärmel zu haben. Langsam verabschiedet man sich von der Hoffnung, dass der seit fast 20 Jahren bestehende Widerstand gegen dieses (Freileitungs-)Projekt mit einer bestätigten Baugenehmigung zusammenbricht. Es ist kaum vorstellbar, dass die steirische Politik ein Interesse daran hat mitanzusehen, wie Baustellen von der Exekutive geräumt werden müssen.

Die Oststeirer san holt amol sture Hund .....

2006-04-04

Erdverkabelung - Die Lügen der Verbund AG



"Verbund: Erdkabel bringt nicht viel. Die geplante 380-kV-Starkstromleitung ... in der Erde zu verlegen bringe nicht weniger elektromagnetische Strahlen."

Hier erwecken die Verbundsprecher den Eindruck, blutige Laien zu sein - da sie das natürlich nicht sind, ist es offensichtlich, dass hier einmal mehr die Leute für dumm verkauft werden sollen.

Man muss zwischen elektrischen und magnetischen Feldern unterscheiden. Beide wirken auf den Menschen und bei beiden gibt es unterschiedliche Schwellenwerte, bei denen man von Beeinflussung des menschlichen Wohlbefindens und der Gesundheit ausgeht. Magnetische Wechselfelder werden in µT (mikro-Tesla) angegeben, die elektrischen Felder in V/m .

Die elektrischen Felder werden durch eine Erdverlegung stark reduziert Die Magnetfelder hingegen werden nicht wesentlich an ihrer Ausbreitung gehindert, wohl aber entstehen durch die Leiterseilanordnung in einer Kabelkünette von Haus aus geringere Felder (bei einer sog. Dreieckverlegung heben sich die Magnetfelder weitgehend auf!)

"Ein Erdkabel schädige die Umwelt deutlich mehr als eine Freileitung, betonten Verbund-Vertreter am Mittwoch in Salzburg: Durch ein Kabel werde die Erde erwärmt, das Grundwasser sei in Gefahr, Tiefwurzler könnten nicht mehr überleben und ein meterbreiter dürrer Erdstreifen würde sich durch die Landschaft ziehen."

Hier muss man mal festhalten, dass zur Umwelt nicht nur Tiefwurzler und Mikroorganismen gehören, sondern auch der Mensch.
Die Betriebstemperatur eines Erdkabels (welches in betonierten Schächten verlegt wird) beträgt 50 - 55°C. Eine Erderwärmung ist in einer Breite von ca. 4 m messbar, was aber noch lange nicht heisst, dass deshalb der Boden in diesem Bereich ausdörrt. Die Gefahr für das Grundwasser erscheint konstruiert, da dies auch bei der Errichtung der unterirdischen Gasleitungen in der Oststeiermark kein Thema war.

Apropos Tiefwurzler : Am tiefsten wurzelt der in der Oststeiermark schon seit Urzeiten domestizierte, gemeine Oststeirer, welcher sein Habitat gegenüber Stromleitungen ganz massiv zu verteidigen pflegt ;-)

"Müsste Kabel 25 Meter tief eingraben" - Auch der von Oberfeld geforderte Grenzwert für elektromagnetische Felder stößt bei Hubert Keller, Projektleiter für die Starkstromleitung, auf völliges Unverständnis."

Natürlich ist der Abstand zu den Leiterseilen bei Querung einer Erdkabeltrasse geringer, als bei Querung einer Freileitungstrasse und damit auch die Intensität der Felder höher. Bloss ist es ein Unterschied, ob man höheren elektrischen Feldern für einen kurzen Moment ausgesetzt ist, oder 24 Stunden täglich einem elektischen Feld, das von einer Freileitung ausgehen. Hier ist es auch immer äusserst amüsant zu lesen, wenn man den Vergleich mit dem Rasierapparat oder Handmixer bringt, die ja "weitaus stärkere Felder erzeugen, als die tolle Freileitung" :-) .... wer rasiert sich schon 24 Stunden täglich oder benützt ohne Unterbrechung Küchengeräte ? Und dass man ausgerechnet auf einem Kabeltrassen-Streifen von wenigen Metern Breite wochenlang campiert, ist durchaus vermeidbar ;-)